Ultros

Ultros wurde von Hadoque entwickelt und von Kepler Interactive veröffentlicht und stellt eine wahre Rarität im derzeitigen Indie-Spielepanorama dar. Nicht weil das Spiel auf ungewöhnliche Mechaniken setzt, sondern, weil es das mit einer überschäumenden Ästhetik, einem verzweigten Storytelling und einer Spielphilosophie tut, die Geduld, Köpfchen und aktive Erkundung erfordert. Es handelt sich hier um ein Metroidvania, das nicht nur Metroidvania sein will: Diese Welt erzählt dir vom Leben, vom Tod und der Wiederholung… und das alles in einer Flut aus psychotropischen Neonlichtern und biomechanischen Kreaturen, die wie aus einem Säurealbtraum erscheinen.

Gameplay: Zwischen der Schwertschneide und der Wurzel einer Pflanze

Der Kern von Ultros ist fest, direkt und familiär für die Liebhaber des Genres. Präzise Sprünge, Nahkämpfe, freischaltbare Fähigkeiten, die Zutritt zu neuen Gebieten schaffen… alles klingt typisch. Doch wo es wirklich glänzt ist in der Art und Weise, wie es Mechaniken der Zeitschleifen einführt: Jeder Zyklus startet die Welt neu, doch du kannst deine wichtigsten Fortschritte und Kenntnisse beibehalten und so eine Metroidvania-Erfahrung mit Zeitschichten erleben.

Der Kampf ist fließend und zufriedenstellend, mit einem Kombo-System, das Präzision und den strategischen Nutzen von Fähigkeiten belohnt. Er beinhaltet auch eine interessante Aliengarten-Mechanik, mit der man bestimmte Pflanzen aufziehen muss, um Routen freizuschalten oder das Erkunden zu erleichtern, etwas was dieses Spiel von anderen Titeln des Genres unterscheidet.

Design und Umgebung: Ein rasantes, berauschendes Erlebnis

Wenn es etwas gibt, das Ultros zu einem unvergesslichen Spiel macht, dann ist es die Optik. Jedes Bild wirkt wie ein psychedelisches Wandgemälde in Bewegung, ein digitales Kunstwerk mit gesättigten Farben, organischen Linien und Monstrositäten, die mit der Umgebung verschmelzen. Der Künstler Niklas Åkerblad (El Huervo), bekannt für seine Arbeit bei Hotline Miami, hat seiner Vorstellungskraft in einer Welt, die lebendig, alienhaft und allem fremd wirkt, was als optisch normal angesehen wird, freien Lauf gelassen

Die Ästhetik wird von der Musik perfekt begleitet, mit einer einlullenden Mischung aus Ambient- und Synthesizer-Sounds, die eine gedrückte, verträumte und zugleich beunruhigende Atmosphäre schaffen.

Storytelling und Erkundung: Eine innere Reise in Dauerschleife

Die Geschichte von Ultros wird anhand von Abschnitten, Symbolen und Events erzählt, die sich in jedem Zyklus wiederholen. Sie ist kryptisch, philosophisch und offen für Interpretationen, ein Erlebnis, das nicht leicht überliefert wird, das aber jene belohnt, die tiefer gehen wollen. Das Spiel hat keine Angst davor, dir unangenehm zu werden, dich dazu zu zwingen zu hinterfragen, was du gerade siehst und eine Bedeutung zwischen Symbolik und dem Wörtlichen zu suchen.

Erkundung ist der Schlüssel. Überall lassen sich Geheimnisse entdecken – alternative Routen, Wege, die sich nur durch das Wachsen gewisser Pflanzen öffnen oder durch das in vorherigen Zyklen erlernte Wissen. Es ist kein Spiel, das du zu 100% zu Ende spielen kannst ohne aufmerksam zu sein: Es erfordert Hingabe, Neugier und eine gute Portion Intuition.

Fazit: Ein Trip, den du nicht so leicht vergisst

Ultros ist nicht für jeden etwas und das weiß es auch. Es handelt sich um eine optisch überfordernde, kryptische und herausfordernde Erfahrung. Doch für alle, die sich ihm regelmäßig widmen, ist es ein einzigartiges Prachtstück, ein Metroidvania, das nicht nur unterhalten, sondern dir auch seltsame Ideen vermitteln will, die dir noch nach dem Ausschalten der Konsole im Kopf herumschwirren. Wenn dich alles, was anders ist anzieht, was künstlerisch und eindrucksvoll ist, dann ist dieser Titel der richtige für dich.